Israelsonntag

Gebete zum Israelsonntnag

Sündenbekenntnisse

Sündenbekenntnis
 

Großer Gott,
Du hast Deinen Namen auf ewig verbunden mit Israel.
Durch die Wunder, die Du an Deinem Volk getan hast,
zeigst Du aller Welt Deine befreiende Lebensmacht.

Wir haben lange geglaubt,
wir Christen seien an die Stelle Israels getreten
und Deine Liebe gelte nur noch uns!

Wir haben uns gerne die Gaben Deines Volkes angeeignet –
Den Bund mit Dir, die Gebote und Gebete,
das Lob der Schöpfung, Psalmen und Weisungen –
nur mit Juden und Jüdinnen selber
wollte unsere Kirche nichts zu tun haben.

Wir leiden nicht mit dem Unfrieden in Jerusalem.
Wir meinen vielmehr,
aus der Ferne die richtigen Rezepte geben zu können.

Lass an die Stelle von Gleichgültigkeit Teilnahme,
an die Stelle überheblicher Zurechtweisung
und besorgter Bevormundung
ehrliche Selbstprüfung und aufmerksames Zuhören treten.

Erfülle uns mit Freude an Deiner Treue
Und mit Dank für Deine grenzenlose Barmherzigkeit.
Kyrie eleison – Herr, erbarme Dich.

Gnadenzusage
Allen, die nach mir rufen, werde ich antworten.
Ich werde für sie da sein in der Bedrängnis.
Ich schnüre sie los und verleihe ihnen Würde.
Ich lasse sie sehen ihre Befreiung.


Sündenbekenntnis

Gott, wir müssen Dich um Verzeihung bitten
für Gewalttaten Deiner Jünger,
für Ketzerjagd und heilige Kriege,
dafür, wie die Kirche immer wieder
blind und taub für Deinen Willen
nach der Macht gegriffen hat.

Wir bitten Dich um Vergebung,
dass Deine Kirche den Mord an Jüdinnen und Juden
nicht verhindert hat.

Wir sind Dein Friede in dieser Welt nicht,
wir sind Dein Heil und Deine Hilfe nicht.
Mit engen Herzen schaden wir
Deinem Willen und Deiner Schöpfung.

Öffne uns die Augen für diesen Wahnsinn.
Lass uns die offenen Wunden spüren.
Mach uns wach und unruhig.
Lass uns von Deiner Zukunft her
denken und handeln,
aus der Kraft Deiner Verheißung:

Dass Du alles neu machen wirst!
Herr erbarme Dich – Kyrie eleison! 

Haende_Gebet_mitte
Foto: elkwue/Ilona Scheffbuch

Kollektengebete
 

Kollektengebet

Der Du den Stummen Stimme gibst
und Dich der Verlassenen annimmst:
Lege Dein Wort
in unser Herz
und präge unser Handeln
mit Deiner Barmherzigkeit.
Durch Jesus Christus, Deinen Sohn.
Amen.


Kollektengebet

Treuer Gott,
Deine Weisung ist klar.
Dein Gebot ist Lebenshilfe.

Wir wissen – meistens –,
was gut und böse ist,
können Recht und Unrecht unterscheiden,
uns ist gesagt, was Du von uns erwartest.

Von Moral und Unmoral haben wir
unsere eigenen Vorstellungen, die uns entlasten.
Mit manchen nehmen wir es sehr genau.
Um andere kümmern wir uns nicht.
Dein Wort gilt uns für bestimmte Bereiche,
aber längst nicht für unser ganzes Leben.

Liebe wird zur Ware,
gegenseitige Fürsorge zum Vorrecht für wenige.

Wie immer wir heute Morgen zu Dir kommen –
Du empfängst uns mit offenen Armen.
In der Stille bringen wir vor Dich,
was uns auf der Seele liegt:
[STILLE]

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist: nämlich Gottes Wort halten,
Liebe üben und demütig sein vor unserem Gott.


Kollektengebet

Treuer Gott,
Dein Bund steht, Deine Verheißung gilt.

Die Kleinmütigen richtest Du auf.
Den Suchenden schenkst Du Heimat.
Den Gebeugten öffnest Du den Horizont.
Den Trauernden versprichst Du Trost.
Den Verstorbenen Auferstehung.
Der ganzen Erde Zukunft und Hoffnung
Durch Deinen Sohn Jesus Christus.
Ihm sei Ehre in Ewigkeit.

Haende_Gebet_mitte
Foto: elkwue/Ilona Scheffbuch

Fürbittengebete
 

Fürbittengebet

Großer Gott,
es ist erschreckend,
wie blind wir in der Geschichte der Kirche gewesen sind
Wie taub gegenüber Deinem Wort…

Du schaust uns an in den Gesichtern derer,
die von Christen über Jahrhunderte verfolgt wurden.
Du schreist mit denen um Hilfe,
die heute um ihres Glaubens willen Angst haben müssen.

Mache uns wachsam gegen alte und neue Parolen.
Verwundbar für jede Form
von Verletzung der Menschenrechte.
Gib uns den Mut, unseres Bruders Hüter zu sein.
 
Der Du den Stummen Stimme gibst
und Dich der Verlassenen annimmst:
Lege Dein Wort in unser Herz
und präge unser Handeln mit Deiner Barmherzigkeit.
Durch Jesus Christus, Deinen Sohn.


Fürbittengebet


Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, Vater Jesu Christi,
Du hast Dein Volk aus den Völkern erwählt,
Deine erste Liebe,
Dein Augapfel und Eigentum.
Lass Dein Volk in Frieden in seinem Land
und mit seinen Nachbarn leben,
lass vom Zion Weisung ausgehen,
Liebe und Langmut und trotzige Leidenschaft für alle Menschen!

Dank sei Dir für Jesus Christus,
den Bruder aus Galiläa,
für die Frauen und Männer,
die ihn allen Völkern bekannt gemacht haben,
und für die Geschichten, die ihn bewahrt haben.
Wir danken Dir, dass Du auch uns Christen erwählt hast –
wir leben aus der Hoffnung,
dass Du Deine Kirche noch nicht aufgegeben hast
nach allem, was wir Deinem Augapfel angetan haben.
Wir danken Dir, dass Du uns erfahren lässt,
wie segensreich es werden kann,
wenn Missgunst gemeinsamer Leidenschaft für die Menschen weicht.

Großer Gott, öffne uns für die Fülle des Segens,
die Du über uns strömen lässt,
wenn wir wie Geschwister beieinander wohnen,
verbunden im Hören und im Vertrauen auf Dich.
Schenke uns die Lust zuzuhören und zu lernen.

Falle all denen in den Arm, die Gewalt ausüben,
lass das Blutvergießen ein Ende finden,
lass Deine Gerechtigkeit aufblühen überall auf der Welt,
breite Deinen Frieden aus über alle Völker!

Erfrische unsere Sprache,
dass wir das Schöne besingen,
den Schmerz beklagen
und das Notwendige erbitten lernen.
Lass uns Kirche werden,
die nach Güte und Großmut schmeckt,
die weitherzig lehrt, handfest dient
und sich nach der Gerechtigkeit des Reiches Gottes sehnt.


Fürbittengebet

Treuer Gott,
wir danken Dir, dass Du immer wieder den Bann brechen willst,
der über dem Zusammenleben
von Juden, Christen und Muslimen liegt.

Wir danken Dir, dass Du uns Anfänge schenkst,
Chancen gemeinsamen Lernens, Betens und Hoffens.

Wir bitten Dich um Frieden für Jerusalem.
Für die geschundenen Menschen,
alle, in Israel, an seinen Grenzen, bei seinen Nachbarn.

Für alle, die getrennt sind voneinander
durch Hass und Schweigen,
Mauern und Parteien,
Hunger und Armut.

Wir bitten Dich für alle, die die Macht in Händen haben,
und für die, die machtlos sind und darauf warten,
dass Menschen ihnen zum Recht verhelfen,
zu Freiheit,
zu Brot zum Leben.

Stifte Deinen Wundern ein Gedächtnis,
denke an Dein Versprechen.
Lass Deinen Frieden Wirklichkeit werden,
jetzt in unserer Zeit.
Das bitten wir durch Jesus Christus,
Deinen Sohn, unsern Bruder.


Fürbittengebet


Großer Gott,
wir danken Dir für Deine Gegenwart.
Deine Herrlichkeit lässt Du unter uns aufscheinen.
Wir bitten Dich für die Menschen,
die davon nichts spüren.
Die sich von Dir verlassen fühlen
und sich enttäuscht von Dir abwenden.
Lass sie Deine Gegenwart und Herrlichkeit erfahren.
Lass sie erleben, dass Du die Menschen suchst.
Wir rufen zu Dir: Haschivenu ¹

Fremder Gott,
wir danken Dir, dass Du vielstimmig zu uns redest.
Für die Sprache der Bibel und des Glaubens,
in der wir unsere Hoffnung bergen können.
Wir bitten Dich für die Menschen,
denen der Glaube der Mütter und Väter fremd ist
und keine Bedeutung hat:
Hilf ihnen, sich Dir zu nahen, sich auf Dich einzulassen.
Schenke ihnen Neugier zuzuhören, was Israel von Dir erzählt.
Und mach sie froh,
in den Lobpreis Deiner Herrlichkeit einzustimmen.
Wir rufen zu Dir: Haschivenu

Lebendiger Gott,
wir danken Dir für das Geschenk,
gemeinsam mit Jüdinnen und Juden auf Dein Wort zu hören.
Wir bitten Dich für die jüdischen Gemeinden,
die zunehmend von Antisemitismus bedroht werden.
Gib uns die Kraft und den Mut,
Feindschaft beim Namen zu nennen und dagegen aufzustehen.
Wir rufen zu Dir: Haschivenu

Gütiger Gott,
wir danken Dir für die Bewahrung
in einer aus den Fugen geratenen Welt.
Wir bitten Dich für die Menschen,
die Krieg, Hass und Gewalt ausgesetzt sind Tag für Tag.
Mache Du die Worte der Verheißung wahr.
Und hilf uns dafür einzutreten:

den Armen frohe Botschaft zu verkünden,
die zu heilen, die ein zerbrochenes Herz haben,
den Gefangenen die Befreiung auszurufen
und den Gebundenen die Lösung ihrer Fesseln,
auszurufen ein Jahr des Wohlgefallens für Gott.
Wir rufen zu Dir: Haschivenu

Alles was uns auf dem Herzen liegt,
schließen wir ein in das Gebet unseres jüdischen Bruders Jesus:
Vaterunser


Fürbittengebet


Herr, großer Gott, wir danken Dir,
die wir zu Dir beten dürfen
in der Hoffnung, dass Du uns erhörst
und Dich über uns erbarmst.
Denn Du bist gerecht und zugleich voller Erbarmen.
Wir rufen zu Dir: Herr, erhöre uns!

Für Juden und Christen:
Dass die Wunden und Verletzungen,
die Christen Juden zugefügt haben,
in ihrem Schmerz nachlassen.
Dass Vertrauen wächst.
Dass Christen Juden als ihre älteren Geschwister im Glauben
annehmen und lieben können.
Wir rufen zu Dir: Herr, erhöre uns!

Mache uns wachsam gegen jede Form von Judenfeindschaft,
von Vorurteilen und Rassenhass,
von Demütigung und Verfolgung.
Mach uns verwundbar für jede Form
von Verletzung der Menschenrechte.
Gib uns den Mut, unseres Bruders Hüter zu sein.
Wir rufen zu Dir: Herr, erhöre uns!

Wir bitten Dich für Deine Kirche:
Mache uns zum Werkzeug Deines Friedens.
Dass wir uns an Dein Wort halten
und nicht anderen Interessen folgen.
Denn Du allein bist unser Herr!

1 Das hebräische Lied Haschivenu („Lass uns umkehren“) ist mit Noten und deutscher Umschrift des Textes abgedruckt in dem Liederheft LebensWeisen. „Wenn dein Kind dich morgen fragt..“ 30. Deutscher Evangelischer Kirchentag, Hannover 2005, Lied Nr. 3 sowie bei Daniel Kempin, Schiru! Singt! 60 hebräische Lieder, Freiburg/Schweiz 2011, S. 54.

Übersicht

Gebete zum Israelsonntag

  • Sündenbekenntnisse
  • Kollektengebete
  • Fürbitten

Diese Gebete sind selbstverständlich auch an anderen Sonntagen oder an besonderen Gedenktagen, zum Beispiel am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am
27. Januar, einsetzbar.

Haende_Gebet_309
Foto: elkwue/Ilona Scheffbuch

Die Autorin

Anne-Kathrin Kruse leitet als Dekanin den Kirchenbezirk Schwäbisch Hall in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
(Stand: 2016)

Literaturhinweis

Einige der hier vorgelegten Gebete sind durch Formulierungen anderer inspiriert. Besonders zu nennen ist:
 

  • Gerhard Engelsberger, Gebete für den Gottesdienst: Bußgebete, Eingangsgebete, Tagesgebete, Stuttgart 2002