Es lohnt sich, dazu noch einmal den genauen Wortlaut aus der Heiligen Schrift zu hören. Die Zehn Worte, wie es in der jüdischen Tradition heißt, sind zweimal überliefert, in 2. Mose 20 und in 5. Mose 5, in weitgehend parallelem Wortlaut. Beim Feiertagsgebot gibt es die deutlichste Abweichung. Schon im „alten Israel“ war dieses offenbar so bedeutsam, dass zwei Begründungen zu uns sprechen. Im 2. Mose-Buch ist das die Ruhe Gottes nach getanem Schöpfungswerk. Und im 5. Buch Mose die Befreiung aus Ägypten, an die das Volk sich erinnern soll: Indem auch Knechte und Mägde, ja sogar die Nutztiere in die Sabbatruhe einbezogen werden.
Doch hören wir selbst die vielleicht gar nicht so vertrauten beiden Lang-Fassungen des Gebotes in der Übersetzung von Martin Luther:
Lesung 2. Mose 20,8-11 und 5. Mose 5,12-15
Mit doppelter Begründung hören wir dieses Gebot, liebe Gemeinde.
Doppelt hält besser, sagte meine Mutter früher gern, als sie mir beizubringen versuchte, meine Kinder-Halbschuhe mit einem Doppelknoten zu schnüren. Ich tat mich immer schwer damit. Mit dem Halten dieses Gebotes ist es ebenfalls nicht leicht. Und wenn es auch dreifach begründet würde! So leicht können viele gar nicht von ihrem höchst betriebsamen Alltag abschalten. Häusliche Pflichten rufen auch sonntags...
Und manche müssen auch arbeiten. Der Gottes-Dienst, den ich als Pastor zusammen mit dem Organisten und der Küsterin vorbereite, ist sicher noch einmal etwas besonderes – aber was wäre sonntags los ohne Ärztinnen im Krankenhaus, Pflegende in den Heimen oder die Lokführer und Mitarbeiter/innen der Bahn? Eine hochorganisierte Gesellschaft kann nicht komplett stillstehen. Und eine globalisierte Welt fordert auch ökonomische Tribute.
Und doch ist bei uns in Sachen Feiertagsruhe, wie sagt man neudeutsch, noch viel Luft nach oben, Richtung Himmel. Bei all denen, die eigentlich ruhen könnten.
Ich hörte neulich von einer Passanten-Befragung, die der Religionskurs eines Gymnasiums durchführte. Die Fragenden wollten wissen, wie bekannt die Bibel in unserem christlich geprägten Land ist. Die erste Frage lautete: Was ist der Höhepunkt der Schöpfungsgeschichte? Fast alle sagten: Der Mensch. Manche kannten auch die Rede von der „Krone der Schöpfung“. Der Mensch sei doch am letzten Tag geschaffen worden. Oder?
Denkste! Die Fragenden wussten es aus ihrem Unterricht besser. Das Buch Genesis schlägt vor dem siebten Schöpfungstag extra ein neues Kapitel auf, 1. Mose 2. Da steht im zweiten Vers: „Und so vollendete Gott am siebenten Tag alle seine Werke, die er gemacht hatte, und ruhte am siebenten Tag von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.“